Vilnius nach Valga
Heute ging es in aller Frühe zum Busbahnhof um Richtung Riga zu starten. Den Bus haben wir genommen, da zwischen Litauen und Lettland aktuell keine Zugverbindung existiert. Dieses Jahr soll aber wohl eine kommen und in einigen Jahren ist auch ein Schnellzug von Warschau bis Tallinn geplant. 6:45 Uhr waren wir also am Busbahnhof und wären fasst in den falschen Bus gestiegen, der gerade abfuhr. Der Busfahrer machte uns allerdings darauf aufmerksam, dass wir erst 7 Uhr dran sind. In dem Bus fuhren dann knapp 15 Männer und Susann mit.
Der Busfahrer war mit Bleifuß unterwegs und überholte auf teilweise verschneiter Straße andere Autos und LKWs am laufenden Band, allerdings alles recht sicher. Eine kurze Einweisung zu Beginn der Fahrt machte klar, dass die Toilette nicht funktioniert. Erinnerungen an Vietnam wurden wach, als unser Bus 5 Stunden ohne Pinkelpause durchfuhr. Dieses mal war ich cleverer und trank fast nichts. Gegen Mittag kamen wir dann am Rigaer Flughafen vorbei und aus meinen Kopfhörern schallte zufällig „Über den Wolken“ von Reinhard May. Wir konnten der Versuchung allerdings widerstehen auf dem Weg nach China abzukürzen.
In Riga, der mit gut 600.000 Bewohnern und Bewohnerinnen bevölkerungsreichsten Stadt des Baltikums, hatten wir 6 Stunden Aufenthalt. Wir ließen das Gepäck am Bahnhof im Schließfach und tingelten durch die Stadt. Auch hier gab es wieder eine schöne Altstadt und wir gönnten uns im vegetarischen Restaurant etwas zu Essen und im Pub was trinkbares.
Die anschließende Zugfahrt nach Valga erfolgte im bislang ältesten Gefährt unserer Reise. Die Toilette funktionierte noch mit einfacher Klappe in Richtung Gleisbett und das Fenster ließ sich öffnen. Die Schaffnerin war ebenfalls bereits geschätzte 75 Jahre. Weiteres Highlight: Die Sitzpolsterung sah genauso aus wie damals im Schulbus von Eibenstock nach Aue.
In unserem heutiger Zielort Valga war um 21 Uhr bereits die Bürgersteige hochgeklappt. Uns passierte zum entsetzen meiner Schwester jedoch ein Reisebus mit der Verbindung Riga – St. Peterburg. Auch dieser Versuchung hielten wir stand und kürzten nicht ab. Valga ist an sich zweigeteilt in einen lettischen und einen estnischen Teil. Wir sind gerade in Estland und damit in Land Nummer 5. An einem kleinen Abendspaziergang schaute ich mir aber die Grenze genauer an. Erkennbar war sie nur für Fußgänger und das wohl als Zeichen der Einheit. Autos hingegen passierten lediglich ein Schild. Nicht einmal eine alte Grenzstation war zu sehen. Vielleicht gab es die hier nie. Es ist wirklich großartig, dass wir in der EU so leicht von Land zu Land reisen können. Wir betrachten das wohl zu oft als Selbstverständlichkeit. Morgen planen wir jedenfalls den Grenzübertritt nach Russland, da dürfte es schwieriger werden.