Valga nach St. Petersburg

Was für ein Tag schon wieder. Am morgen sind wir noch im kleinen 12.000er-Städtchen Valga und jetzt sitze ich im 5. Stock im quirligen in St. Petersburg.

Morgens ging es 7:15 Uhr raus aus dem schönen „Hostel Maria“ ins Schneegestöber. Es hat tatsächlich jetzt schon 2 Tage lang durchgeschneit. Wir stapfen also durch die Stadt zum Zug, der wie bisher fast immer gut gefüllt, aber nicht überfüllt ist. Der erste Umstieg des Tages ist in Tartu. Dies ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Estlands, sondern hier gibt es auch eine Partnerschule des Clemens-Winkler-Gynamsium in Aue, die Schule in die Susann und ich einige Jahre gegangen sind.

In der Tartuer Bahnhofshalle
Zugwechsel in Tartu

Der nächste Umstieg erfolgt in Tapa. In der Wartehalle hat es etwa 7 Grad und nach 90min bin ich schon etwas durchgefrohren. Einige interessante Leute gingen in der Halle ein und aus. Ein Opa leerte eine Flasche Bier um 11 Uhr in 3min. Ein anderer Opa war leider nicht mehr ganz so fit und verschiedene Leute versuchten ihm zu helfen sich anzuziehen.

In Tappa haben wir den Zug nach Tallinn verlassen.

12 Uhr ging es dann ab in den letzten Zug des Tages und die Anspannung ob der Überquerung der Grenze nach Russland stieg schon etwas, während die Landschaft an uns vorbei sauste. Eine Zugverbindung gibt es leider seit zwei Jahren nicht mehr nach Russland und so stiegen wir in der Grenzstadt Narva aus. Eine Weiterfahrt mit dem Zug sollte auf der anderen Seite der Grenze möglich sein, aber unserem Kenntnisstand zu Folge nur einmal am Tag. Deswegen entschieden wir uns dafür mit dem Bus die Grenze zu überqueren. Als wir gerade den Bahnhof verließen, um die Lage zu sondieren, erschien durch Zufall ein Bus, dessen kyrillische Aufschrift auf St. Petersburg hindeutete. Den Busfahrer zu fragen brachte aufgrund der fehlenden gemeinsamen Sprache nicht viel ein, da kam uns ein Reisender aus Südkorea zu Hilfe der dolmetschte. Schnell drückten wir 20€ an den Busfahrer ab und 3min später standen wir auch schon an der Grenze. Das Glück ist mit den Reisenden. 30min dauerte das Prozedere der Passkontrolle ehe der halbvolle Bus durchgewunken wurde. Der Zug passierte nun im Niemandsland den Fluss Narva mit seinen imposanten Burgen links und rechts des Ufers. Aufgrund der Grenzsituation habe ich aber kein Foto gemacht. Auf russischer Seite wurden dann alle Pässe kurz kontrolliert, anschließend stiegen alle mit dem kompletten Gepäck aus, welches durchleuchtet wurde. Da wir neben einer Familie vermutlich die einzigen an Bord waren, die der Visapflicht unterlagen, dauerte es bei uns einen ticken länger die Pässe erneut zu kontrollieren und den Einreisestempel reinzudrücken. Die Ausreise erfolgt dann 6500km entfernt an der Grenze zur Mongolei. Abschließend gab es noch eine weitere Passkontrolle 100m entfernt von der Hauptkontrolle und nach weiteren 60min waren wir auch hier fertig. Berichte über zu lange Kontrollen und vor allem, nur einer sehr begrenzten Menge an Bargeld, welches aus der EU mit ausgeführt werden darf, können wir nicht bestätigen, danach hat sich bei uns keiner erkundigt. Aufgefallen ist noch, dass alle Autos, die die Grenze passierten estnische Kennzeichen hatten. Für EU-Bürger ist es noch möglich Russland zu erreichen, umgedreht aber kaum. Das einzige russische Kennzeichen gehörte unserem Bus.

Wenn ihr euch genauer informieren wollt, wie wir das Russlandvisum bekommen haben, dann könnt ihr euch hier belesen: https://freiberg-transsib-peking.de/visa/

Auf der Busfahrt haben wir dann noch bissel mit dem Südkoreaner gequatscht. Er ist Medizinstudent aus Seoul und reist anscheinend unheimlich viel. Aufgefallen ist sein kleines Gepäck. Gerade mal einen kleinen Rucksack hatte er mit, obwohl er 1-2 Monate durch Europa unterwegs ist. Wir haben auch noch nen Großen. :-)

In St. Petersburg gab es dann ein feines Verkehrschaos. Unglaublich, was hier 19 Uhr noch auf den Straßen unterwegs ist, gerade stadtauswärts. Dazu ab und an ein kleiner Auffahrunfall oder ein liegengebliebenes Fahrzeug.

Wir nutzten nach Ankunft erstmals die Metro. Diese war im U-Bahnschacht herrlich warm und hat die längsten U-Bahn-Rolltreppen Russlands. Über 2min dauert das Ganze und es gibt sogar jeweils eine Kontrollperson in einem Häuschen am Fuße der Rolltreppe.

Nicht enden wollende U-Bahnrolltreppe

Gegen 20:30 Uhr sind wir dann bei unserem Couchsurfinghost Maria angekommen. Wir hatten einen schönen Abend. Maria hatte lecker gekocht, wir haben gespielt und uns über Dies und Jenes unterhalten. Sie und ihr Freund sind professionelle Snowborder. Bis vor 2 Jahren waren sie im Weltcup und bei Weltmeisterschaften in der ganzen Welt unterwegs. Jetzt können sie nur noch in Russland starten.

Morgen werden wir uns um organisatorische Dinge wie Beschaffung von Rubel, Zugticket buchen und Sim-Karte kaufen kümmern. Bei Maria dürfen wir noch einen weiteren Tag bleiben. Lieben Dank!