St. Petersburg - Moskau - Beginn Transsib

Der Tag starte damit, dass Maria für uns alle ein typisch weißrussisches Essen zubereitetet. Es ähnelte den uns bekannten Kartoffelpuffern und war sehr lecker.

Maria macht ein belarussisches Gericht

Heute war Organisations- und Besichtigungstag in St. Petersburg. Als erstes hieß es Geld tauschen, welches wir anschließend verbraten wollten. Zur Info: Seit zwei Jahren kann man nicht mehr mit einer deutschen Bankkarte in Russland Geld abheben, da das Land vom westlichen Zahlungsverkehr abgekoppelt wurde. Auch Rubel sind in Deutschland nicht mehr erhältlich. Gegen Dollar, Euro und Yuan bekommt man in Russland allerdings Rubel. Mit dem frisch eingetauschten Geld ging es zuerst eine russische Sim-Karte kaufen, um in der nächsten Woche auf kostengünstiges Internet zurückgreifen zu können. So könnt ihr dann hoffentlich auch Berichte aus der Transsib erhalten. Die Sim-Karte haben wir wie im „Transsib“-Buch von Reise Know-How in einem „MTB“-Store gekauft, was problemlos und in gutem Englisch abgewickelt wurde.

Weiter führte uns unsere Schoppingtour zum Moskauer Bahnhof (die Bahnhöfe sind in Russland oft nach ihren Zielorten benannt). Am Bahnhof haben wir mehrere Anläufe gebraucht um die richtige Tür zu finden. Am nächsten Tag gings dann schneller. :-)

Am Bahnhof durften wir eine Nummer ziehen und warteten insgesamt etwa 10min bis wir dran waren. In der Zwischenzeit konnte Susann an einem Terminal nachschauen, welche Züge wir nach Ulan-Ude nehmen wollten, inklusive eines Ersatzzuges. Diese Zugverbindungen zu fotografieren stellte sich als hilfreich heraus und kann von uns weiterempfohlen werden. Mit den vorbereiteten Zügen konnten wir der Ticketverkäuferin, die kein Englisch konnte, klar machen, welche Züge wir nehmen wollten. Sie hat sich aber große Mühe gegeben und mithilfe von Zettel und Stift haben wir alle Züge in kurzer Zeit buchen können, auch wenn wir nicht unsere 1. Wahl beim Zug bekommen haben. Unser jetziger Zug fährt 4 Stunden länger. 4 Stunden früher oder später juckt uns aber auch nicht wirklich. Gebucht haben wir für die Transsib 2. Klasse und damit ein Viererabteil. Ein Platz auf der oberen Liege kostete in unserem Fall übrigens 50€ weniger als in der Unteren. Letztlich haben wir 240€ pro Person für die Strecke von St. Petersburg bis Ulan-Ude (in der Nähe des Baikalsees) mit Zwischenstopp in Moskau bezahlt. Damit sind wir zufrieden und das Prozedere war auch einfacher als gedacht.

Automat an dem man die Vorauswahl der Züge machen kann
Glücklicher Beitzer eines Transsibtickets

Durch Zufall stolperten wir unweit des Bahnhofs in einen Basar hinein. Vor allem Fleisch, Obst und Gemüse wurden hier angeboten. Am ersten Stand kauften wir Pistazien und Mandarinen. Am zweiten Stand wollte uns ein Verkäufer mächtig übers Ohr hauen. Wir handelten ihn um die Hälfte runter und zahlten trotzdem zu viel. Handeln ist eindeutig nicht Susanns und mein Ding. Da war uns der Matroschkastand schon deutlich lieber. Ein sehr netter Verkäufer beglückte uns mit jede Menge Fachwissen über Matroschkas, die wie er sagte, sein Leben sind. Seine Schwester gestaltet die traditionellen russischen Holzfiguren sogar selbst. So lernten wir, dass die rot-gelbe Matroschka zwar die populärste, aber nicht die Traditionelle ist. Diese hat immer ein schwarzes Kopftuch und einen Hahn im Arm. Matroschkas werden z.B. an Kinder oder zur Hochzeit verschenkt und stellen die aktuelle Familiensituation dar.

Traditonelle Matroschkas

Wir stapften durch die Kälte, um ein paar touristische Highlights abzuklappern. Es fällt definitiv auf, dass St. Petersburg eine riesige Stadt ist. Hier herrscht jede Menge Verkehr mit riesigen Straßen. Wie in Osteuropa üblich gibt es aber auch immer wieder Zebrastreifen. Hier könnten wir uns in Deutschland mal eine Scheibe abschneiden. Die Gebäude in der Innenstadt sind mächtige Bauwerke. Es handelt sich um alte Bauwerke von einer immensen Dimension. Das macht den Spaziergang doch etwas anstrengend. Wir statteten auch der Newa einen Besuch ab. Der breite Fluss, der durch die Stadt fließt war zugefroren und die Eisschollen türmten sich teilweise auf. Mit all den Kanälen findet man im Sommer bestimmt einige schöne Orte zum Verweilen am Flussufer.

Blick in Richtung Newa-Mündung

Uns zog es bei -10 °C dann erst einmal in die Wärme. Das Spielautomatenmuseum mit Automaten rund um das Baujahr 1990 war daher unser nächster Anlaufpunkt. Hier bekommt man mit dem Eintritt eine Schachtel voller sowjetischer Münzen, die man dann in die Automaten werfen kann. Einige Spielautomaten waren leider kaputt, aber besonders viel Spaß haben die Geräte gebracht, wo man zu zweit gegeneinander spielen konnte. Mit unserem geschwisterlichen Ehrgeiz haben wir die Sache natürlich sehr ernst genommen. :D

Im Spielautomatenmuseum

Um 20 Uhr waren wir zurück bei unserem Couchsurfinghost Maria. Sie bereitete sich auf einen bevorstehenden Trainingsmonat mit dem russischen Team vor. Das hieß packen und die Wohnung in Ordnung bringen. Maria schilderte uns, wie hart der Kampf um die begehrten Plätze im Profisport sind und, dass dieser Kampf auch zu Konkurrenz unter den Sportlerinnen einer Mannschaft führt. Am nächsten Morgen starteten wir dann alle zeitig um 7 Uhr. Maria hat uns einen guten Empfang in Russland bereitet und die leichte Verunsicherung, die wir beim Grenzübertritt hatten, weggewischt. Hoffentlich sehen wir sie eines Tages bei den Olympischen Spielen im Fernsehen.

Am Bahnhof haben wir unser Gepäck in ein Schließfach geben wollen, um uns dann besser durch die Stadt fortzubewegen. Etwa 5 Sekunden standen wir fragend vor den Schließfächern, dann kam eine alte Oma schon auf uns zu und zeigte uns Schritt für Schritt an einem Automaten, was wir zu tun hatten. Nachdem wir unser Gepäck im Bahnhof verstaut hatten, haben wir uns noch eine Citytour mit einem Doppeldeckerbus gegönnt. Wir waren die einzigen beiden Gäste. Es gab sogar eine deutsche Audiospur, die uns die Stadt erklärte, auch wenn sie grammatikalisch immer mal für Erheiterung sorgte. Dieser Blog erhebt ja auch keinen Anspruch auf grammatikalische Richtigkeit. ;-)#

Zurück am Moskauer Bahnhof, entzifferte ich erst einmal das kyrillische geschriebene Streckennetz, welches noch aus Sowjetzeiten groß an der Wand zu lesen war. Wirklich cool gemacht. Der gesamte Ostblock ist hier dargestellt und man sieht über welchen Bahnhof in St. Petersburg man am besten wohin reisen kann. Für Berlin war hier früher der weißrussische Bahnhof zuständig.

Anschließend bestiegen wir den russischen Schnellzug. In diesem Zug fühlt man sich ein bisschen wir im Flugzeug. Etwas Essen und Trinken ist kostenlos dabei und wird auf Wägen durch den Gang geschoben. Es gibt zudem Pass- und Gepäckkontrollen. Wir sitzen im Kinderabteil, wo es u.a. elektronische Spielgeräte und Spielteppiche für die kleinen Mitreisenden gibt. Im Land des ewigen Eises sind leider auch alle Flüsse und Seen zugefroren, so dass wir diese nicht wirklich sehen können. Das ist etwas schade, ansonsten hat die Winterlandschaft aber auch was. Im Zug hab ich mir dann mehrmals den alten Klassiker Moskau von der Band Dschingiskhan angehört.

Am Leningrader Bahnhof angekommen, haben wir wieder das Gepäck eingeschlossen. Hierfür können wir generell eine Empfehlung aussprechen. Dann haben wir die U-Bahnstationen von Moskau erkundet, die aufgrund ihrer optischen Gestaltung zu recht einen sehr guten Ruf haben. Besonders hübsch sehen die Stationen der Linie 5 aus.

Moskauer U-Bahnstation
Weitere U-Bahnstation

Später ging es zu Igor, unserem Couchsurfinghost, für heute. Er lebt im 13. Stock eines Hochhauses im sowjetischen Baustil. Der Blick über die Wohngegend war wirklich sehr schön.

Igor ist selbst ein vielgereister Mensch. Insgesamt 40.000km ist er bislang um die Welt getrampt, darunter auch eine Überfahrt mit dem Segelschiff von Spanien nach Brasilien. Zum Abendbrot hat er uns noch Borschtsch um Mitternacht serviert und gegen 1 Uhr ging es dann ins Bett. Am nächsten Morgen hat Igor dann wieder groß aufgetischt. Aus unserer Sicht hat er den besten Apfelstrudel der Welt zubereitet, der auch optisch sehr gut aussah.

Igor macht uns einen Apfelstrudel

Trotz der begrenzten Zeit bis zur Abfahrt mit der Transsib, wollten wir unbedingt noch den Roten Platz mit Kreml, der berühmten Kirche und dem Kaufhaus GUM sehen. Es war wirklich sehr schön einmal im Leben an diesem legendären Ort zu sein. Dies dachten auch einige andere Personen und so konnten wir an diesem Ort auch mal ausländische Touristinnen und Touristen erspähen, was sonst aktuell in Russland eher nicht der Fall ist. Die meisten waren asiatische Touris. Ich vermute mehrheitlich Chinesen. Auf dem Roten Platz gab es außerdem einen Weihnachtsmarkt mit Eisbahn. Aus meiner Sicht tut das der Stimmung des Platzes etwas entgegenwirken. Für die lokale Bevölkerung ist es aber sicherlich ganz nett. Jedenfalls sieht es vor Ort doch etwas anders aus, als wenn man es im Fernsehen sieht.

Wagen Nummer 10 ist für die nächsten 4 Tage unser Zuhause

Das eine Highlight jagt das nächste und so ging es nun zum Zug. Das Gleis wurde 45min vor Abfahrt bekanntgegeben und 25min vor der Abfahrt waren wir dann auch am Zug, der schon bereitstand.

Der Wagon war dann doch etwas älter, als wir es erwartet hätten. Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht die klassische Transib-Route fahren, sondern die über Kasan. Während für mich der Komfort des Zuges schon klar geht, ist es für Susann schon schwieriger. Vor allem zu Beginn konnte sie ihr Schicksal nur schwer akzeptieren. O-Ton Susann: „Hier sieht es aus wie im Knast.“ Nun ja, das funzlige Licht wurde bei Fahrtantritt dann doch noch hell. Von daher sind wir jetzt alle wieder frohen Mutes. Wir haben dann noch eine Reise zum Speisewagen unternommen und sind durch den Großteil des Zuges gelaufen. Neben einigen Großraumwagons gab es auch noch einen recht Modernen. Im Speisewagen habe ich mir ein paar Bier gegönnt und bin mit Michael ins Gespräch gekommen. Dieses fand aufgrund der fehlenden gemeinsamen Sprache per Wörterbuch, Smartphone und Zeichensprache statt. Aus meiner Sicht also ein gelungener Einstieg in unsere 91 Stundentour nach Ulan-Ude.

Mit Michael hab ich ein erstes Bierchen im Speisewagen getrunken