Tage in Zhaotong
Die Region Zhaotong ist neben den Kranichen vor allem für seine ausgezeichneten Äpfel bekannt. Die Liebe zu dieser Frucht sieht man im Stadtbild immer wieder, ob als Skulptur im Kreisverkehr oder im Park, Kinderfigur oder auf den Taxis, der Apfel ist allgegenwärtig. Es werden aber auch allerhand andere Früchte verkauft. Manchmal werden auch nur ein paar Erdbeeren in der Fußgängerzone aus dem Korb heraus angeboten.
Die Haupteinkaufsmeilen sind auch während des Frühlingsfestes gut gefüllt und die Läden haben geöffnet. Zu Susanns großer Freude befindet sich darunter auch ein Laden für Hochzeitskleider. Sie wird sogar darum gebeten doch mal ein paar Kleider anzuprobieren, was Susann auch gern machte. Zumindest vermute ich das, wenn ich in ihre freudestrahlenden Augen schaue. Die sehr nette Verkäuferin hat mal in Schweden gelebt und spricht deswegen auch gutes Englisch. Sie empfiehlt in China zu heiraten, da hier die Brautkleider billig seien. Auch ein Fotoshooting wird angeboten, wofür es auch nicht unbedingt einen Bräutigam braucht. Spannender Laden. Uns zieht es allerdings weiter durch die Gassen. Auf einem Platz gibt es eine Statue von Mao Zedong, neben der Rentner eifrig Karten spielen. An einer anderen Ecke steht eine Moschee, die im asiatischen Stil umgebaut wird. Grund dafür ist ein Beschluss der politischen Führung, nachdem sich Muslime mehr mit der chinesischen Tradition verbinden sollen. In der Gegend in der wir uns befinden gibt es mit der Hui-Minderheit eine große muslimische Gemeinschaft.
Wie bereits erwähnt, werden wir essenstechnisch von unserer Gastfamilie besten versorgt. Zwischendurch gibt es immer wieder „kleine“ Leckereien und die Hauptmahlzeiten sind sehr reichhaltig. Schon zum Morgen gibt es gerne mal eine große Schüssel Nudelsuppe. Auch gerne zubereitet wird eine Art Reispfannkuchen, der herzhaft/scharf bestrichen wird. Hierzu wird die Decke vom Tisch heruntergenommen und die Grillfunktion genutzt. Der Tisch wärmt im übrigen in den Wintermonaten auch Füße und Beine, da dieser anders als die Wohnung eine integrierte Heizung hat.
An einem Tag unternehmen wir einen Ausflug zum Hausberg von Zhaotong, dem Phönixberg. Einen Phönix bekommen wir zwar nicht zu Gesicht, dafür aber eine Unmenge an Reihern und eine Art Fasan. Dieser sieht so aus, als ob er eine rote Brille tragen würde. Falls jemand weiß, wie das Tier exakt heißt, dann schreibt es mir gern.
Auch wir waren wieder begehrte Fotoobjekte. Den Wünschen nach einem gemeinsamen Foto sind wir wie immer gerne nachgekommen. Manchmal werden wir aber auch mehr oder weniger offensichtlich ungefragt fotografiert. Der Aufstieg zum Berg verlief, wie in China bei Bergen üblich, über zahllose Stufen, vorbei an Kiefern und alten Gräbern. Oben angekommen, konnten wir Zhaotong schön überblicken. Es sieht schon krass aus, wie die Hochhausviertel hier aus dem Boden ragen und dazwischen immer wieder ältere Gebäude sind. Einen richtigen Aussichtspunkt gab es auf dem Phönixberg allerdings nicht. Dort wo er sein könnte und man in Europa einen gastronomischen Reibach machen könnte, gibt es lediglich eine verschlossene Fernsehstation. Andere Länder, andere Sitten. Stattdessen konnte man an kleinen Ständen Essen, Trinken Schmuck und Schildkröten kaufen. Deren Panzer waren mit Motiven aus Kinderfilmen bemalt.