Dali

Zuerst einmal möchte ich die Aufklärung zu dem Fasan in Zhaotong geben. Felix hat mir geschrieben, dass es sich bei dem Fasan mit Brille um eine „Hühnerbrille“ handelt. Diese wird Hähnen aufgesetzt um ihr Sichtfeld einzuschränken und sie somit weniger aggressiv zu machen gegenüber anderen Artgenossen. Ob dies tierfreundlich und auf dem Berg, wo ich den Fasan gesehen habe, notwendig ist, bleibt fraglich.

Dann findet ihr heute das letzte Foto von Susann im Bericht, da sie Dali nur zum Teil mitgenommen hat und mittlerweile wieder über Frankfurt zurückgeflogen ist. Die Arbeit ruft. Bei mir ruft sie erst in 2 Wochen wieder, weswegen ich noch ein bisschen berichten kann.

Susann zusammen mit einer unserer GastgeberInnen im Bus nach Kunming
Güterverkehr ist immer auf eignen Gleisen unterwegs

Nach Dali ging es mit verschiedenen Verkehrsmitteln. Erst standen wir mit dem Bus von Zhaotong nach Kunming schön im Stau. Dann ging es per Zug weiter, wo wir nicht einmal einen Sitzplatz bekommen haben, was hier bei der Zugbuchung eher ungewöhnlich ist. Am Ende ging es per Taxi von Dali Hauptort in den 10km entfernten Touristenort. Ein unglaubliches Wuhling erwartete uns hier, wie auch an den nächsten Tagen. Unser Taxifahrer legte dabei eine äußerst aggressive Fahrweise an den Tag. Immer wieder wurde die Spur gewechselt und gehupt, obwohl sich die vor ihm Fahrenden ja auch nicht in Luft auflösen konnten. Als kurzzeitig gar nichts mehr ging ist er sogar ausgestiegen um die vor ihm Fahrenden anzuschreien. Gebracht hat das alles nichts und verstehen kann ich dieses Verhalten auch nicht. Ich hab aber auch meinen Führerschein im Wesentlichen in den Wäldern des Erzgebirges gemacht. In China will ich auf alle Fälle nicht fahren und schon gar nicht im Urlaubsverkehr des Frühjahrsfestes.

Am besten gehts mit dem kleinen Motorradtaxi voran

Wie viel in der Stadt los ist, konnten wir dann bei einer ersten Besichtigung der Innenstadt erleben. Unsere Gastfamilie schien weniger überrascht als Susann und ich. Unglaublich welche Mengen sich da durch die bekannte Altstadt Dalis schoben. In den Läden konnte man auch alles mögliche erwerben. Kulinarisch war die Vielfalt ebenfalls noch einmal größer als im restlichen Land. Und so haben wir uns einfach mit dem Touristrom treiben lassen und alles aufgesaugt. In einer Straße gab es z.B. neben Menschen die in deiner Zukunft gelesen haben auch zahlreiche Kneipen mit Livemusik, was sehr schön war. Das Bier dort ist zwar deutlich teurer, aber dafür zahlt man eben den Kulturbeitrag. Kultur gab es auch in Form von Kleidung verschiedener Minderheiten, die es in der Region um Dali gibt. Diese Kleidung konnte geliehen werden und oft wurde auch noch ein Fotograf dazu gebucht. So zogen diese Gespanne dann durch die Altstadt Dalis, immer auf der Suche nach dem perfekten Schnappschuss. Letztendlich suche ich diesen ja auch, nur mit etwas anderem Motiv. Dali selbst gehört übrigens erst seit den Eroberungszügen der Mongolen zu China, vorher war es ein eigenständiges Königreich und gehörte auch mal zu Laos und Vietnam.

Eine Art Milch wird mit verschiedenen Sachen angeboten
Altstadt von Dali
Menschen machen Fotos in traditioneller Kleidung
Livemusik, die man auch von der Straße aus verfolgen kann
Selbst ein Terleskop wird hier auf die dreirädrigen Gefährte gezimmert und kann gegen ein paar Yuan genutzt werden

Auf dem Heimweg zur Unterkunft haben wir dann nochmals das volle Ausmaß des Dalier Frühjahrsfestverkehrs erleben dürfen. Die Autos hatten sich auch nachts 23 Uhr noch völlig festgefahren und selbst Fußgänger kamen nur noch schwierig voran. Da ging wirklich fast nichts mehr. Dazwischen rammelte immer noch ein Moppet in die Lücken. Einfach nur krass. Krass war auch das Feuerwerk, welches die Urlauberinnen und Urlauber hier jeden Abend abfackelten. Hier kommen Pyromanen wie ich wirklich voll auf ihre Kosten und müssen dafür nichts weiter tun als aus dem Fenster zu gucken oder auf der alten Stadtmauer Platz zu nehmen.

Am nächsten Tag ist Susann abgereist und ich war noch weiter mit unserer Gastfamilie unterwegs. Etwas abseits der Touriströme hatten wir die Chance ein paar alte Gassen zu entdecken. Hier gab es teils Mauern die mit Steinen und Muscheln aus dem angrenzenden Erhai-See hochgezogen wurden. Ein älterer Mann erklärte für umgerechnet 30 Cent die Geschichte seines Hauses und das es während der Kulturrevolution von Wohlhabenden enteignet wurde.

Im Anschluss besichtigten wir die drei Pagoden des Chongsheng Tempel, einem der Wahrzeichen Dalis, wenn nicht sogar Yunnans. Der Frontanblick mit den imposanten Bergen im Hintergrund war wirklich sehr stark. Der viele Kommerz allen Ortens allerdings nicht. Das wirkte schon sehr kapitalistisch, selbst wenn man ein Gebäude betrat, welches als Museum deklariert wurde. Dementsprechend hatte ich auch keine Lust noch groß weiterzulaufen und wartete in einem Pavillon bis die Gastfamilie alles besichtigt hatte. Das war wohl die falsche Entscheidung, denn drei Gebäude hinter den Pagoden wartete ein weitläufiger und sehr imposanter Tempel, indem es auch jede Menge Mönche gab. Sei es drum.

Einer von Yunnans berühmtesten Ausblicken

Am nächsten Tag sollte es eine Tour abseits der Touriströme geben. Dali selbst liegt ja auf 2000 Metern über Null an einem großen See. Wir wollten in Richtung der dahinterliegenden Bergkette aufbrechen. Die Berge dort reichen bis auf 4000 Höhenmeter hinauf und sind mit Schnee bedeckt, während es unten frühlingshaft ist. Am Einstieg des Berges warteten 6 Männer im Rentenalter auf uns um die Bergtaxe einzutreiben und eine kurze Sicherheitskontrolle zu machen. Außerdem mussten Feuerzeuge abgegeben werden, wegen einer möglichen Waldbrandgefahr. Auch gab es unterwegs Kreuzungen mit Sicherheitspersonal, wo sich unsere Reisegruppe immer wieder zur eigenen Sicherheit registrieren lassen musste, damit man nicht verloren geht. Ihr seht China ist ein Land indem Sicherheit allgemein eine sehr große Rolle spielt. Was in Europa als Überwachung wahrgenommen wird, ist mir gegenüber nicht nur von einer Person positiv hervorgehoben worden. Viele Leute waren auf dem Weg nicht unterwegs und so stapften wir die Stufen weitgehend ungestört hinauf. Zu Beginn gab es wieder die obligatorischen Gräber entlang des Weges. Nach einigen hundert Höhenmeter kam dann ein Querweg, von dem aus es gute Aussichtsmöglichkeiten auf Dali und den Erhai-See gab. Auch erreichten wir die „Quelle der sieben Drachentöchter.“ Diese besteht aus 7 Pools, die vom aus dem Gebirge kommenden Wasser geschaffen wurden. In den Pools sollen die sieben Töchter eines Drachen gebadet haben. Auf alle Fälle sah dieses Naturschauspiel sehr schön aus, egal ob die Legende nun stimmt oder nicht. Weitere 1100 Stufen oberhalb war die Mittelstation der Seilbahn. Aufgrund des Wetters war die Auffahrt auf 4000m nicht möglich und so ging es für uns bergab.

Blick auf Dali
Vor einem der Drachentöchter-Pools

Am Abend sind wir dann zurück zum Bahnhof gefahren und hatten einen äußerst gesprächigen Taxifahrer erwischt. Wir erfuhren, dass alle neuen Taxis E-Autos sind, da es eine staatliche Vorgabe ist, zudem ist es wohl billiger. Außerdem waren vor 8 Jahren noch deutlich mehr Touris aus anderen Ländern da. Nachdem auch Menschen aus China diesen Ort für sich entdeckten begann auch der Massentourismus und Menschen aus Europa und anderen Regionen blieben Dali fern. Wir hatten mit der Zeit nach den Ferien zum Frühlingsfest die Hauptreisezeit erwischt und der Verkehr war teilweise wirklich unglaublich, aber das hab ich ja schon geschrieben. Der Seitenstreifen wurde auch kategorisch zugestellt um etwas besser voranzukommen und so habe ich es zwei mal gesehen, dass der Krankenwagen auf die vierspurige Gegenseite ausgewichen ist um dort als Geisterfahrer voranzukommen.

Der viele Reiseverkehr machte es auch nicht möglich weiter nach Lijiang oder Shangri La zu reisen, da alle Züge auf Tage ausgebucht waren. Letztendlich mussten wir froh sein nach Kunming zurückkommen zu können, um dort die nächsten Tage zu verbringen.