Freiberg nach Vilnius
Der Start ist geglückt und ich sitze jetzt in einem Hotel in Vilnius mit Blick auf den Bahnhof.
Los ging es gestern um 16:31 Uhr von Freiberg nach Dresden. Die letzten Tage wurde hier noch gestreikt. Heute wurde ich von einigen Freunden verabschiedet. Der weitere Verlauf bis Zgorzelec war wenig spektakulär. Ab da betrat ich für mich Neuland. Ein kurzer erster Ausflug um den Bahnhof herum blieb ereignislos. Interessanter wurde dann die Eisenbahn, mit der es weiterging. Der Zug hatte für lediglich 35 Sitzplätze nur eine Tür. So einen kleinen Zug bin ich zuvor noch nie gefahren. Auch schaukelte das Gefährt immer mal lustig vor sich hin.
Der nächste Umstieg erfolgte in Wegliniec in einen nun deutlich größeren und moderneren Zug. Im fast leeren Zug genehmigte ich mir mein Abendbrot und schmierte mir dafür ein paar Brötchen. Nach knapp 2 Stunden kam die Eisenbahn in Wroclaw an, wo ich weitere zwei Stunden für den Umstieg hatte. Die Zeit reichte für einen kurzen Abstecher in die Stadt. Die vielen kleinen Lebensmittelläden wussten hier zu gefallen. Auch die Gestaltung der Innenstadt war schön und unter den Bahngleisen gab es eine Kneipenmeile mit kleinen Spelunken. Ein Fassbier genehmigte ich mir hier auch. Bepackt mit einem Rucksack hinten und vorn, kam ich mir unter den Anzugträgern etwas komisch vor. Die Kellnerin legte mir einen QR-Code zum Scanen des Menus vor und ich wies darauf hin, dass ich kein Smartphone besitze. Dann drückte sie mir ihr Smartphone in die Hand, mit dem ich aber auch nicht umgehen kann, also bat ich einfach um ein Bier. Hat auch geklappt!
Ansonsten muss ich unbedingt mal wieder nach Wroclaw kommen und mir die Stadt richtig anschauen. Soweit weg ist es ja auch nicht. Für heute hatte ich nach 4km bei vollem Gepäck genug. Am Bahnhof wartete der Schlafwagen nach Warschau bereits. Im Zug gab es eine erste Passkontrolle und dann durfte ich zu meinen beiden Mitbewohnern. Da beide schliefen und es noch recht zeitig war (23:30 Uhr) stand ich noch ein bisschen im Gang am offenen Fenster und dachte daran, dass die lange geplante Reise nach China nun tatsächlich begonnen hat. 2 Stunden nachdem auch ich mich hingelegt hatte klopfte der Schaffner schon wieder an der Tür um einen meiner Mitbewohner aufzuwecken und ihm mitzuteilen, dass wir in 30min Katowice erreichen würden. 3 Stunden später klopfte er erneut mit der Info, dass es noch 40min bis Warschau seien. Viel mit schlafen war also nicht. Dafür konnte ich mich die verbliebene Zeit mit Mitbewohner Nr. 2 unterhalten. Er hat 5 Jahre in Mannheim gearbeitet. Zentrales Thema war aber ein katholischer Männerbund in dem er ist und die starke Bedeutung von Mutter Maria für ihn. Er hat auch bereits zwei Mal an einem großen katholischen Treffen in Bosnien teilgenommen und war ganz Feuer und Flamme für die Thematik.
In Warschau hab ich mir dann auch noch ein bisschen die Beine vertreten, wobei mich dass, was ich um den Bahnhof herum gesehen habe nicht vom Hocker gehauen hat. Nach zwei Stunden traf dann auch meine Schwester ein, die bereits am Vortag nach Warschau gereist war. Nun kann die große Reise für uns beide also losgehen. Die erste Etappe zu zweit führte uns von Warschau nach Mockava. Auf einer kleinen Fotosafari lernte ich Yeliza kennen. Es stellte sich heraus, dass sie schon seit 3 Stunden mit ihrer recht guten Kamera am Zugende stand, wo es den besten Blick gibt. Wir machten nun gemeinsam Fotos und versuchten uns mit Händen und Füßen und auch einigen Worten Englisch zu verständigen. Yeliza kam vor 16 Jahren aus Moskau nach Polen und bot uns an, wenn wir in Russland Hilfe brauchen sollten ihre Freunde dort zu kontaktieren. Vielen lieben Dank! Es war eine kurze, aber sehr schöne Begegnung, die das Reisen per Zug auch ausmachen können. Yeliza hat auch einen Foto-Facebookaccount, wo sie Fotos von unserer heutigen Begegnung hochladen möchte. Wenn ich den Account richtig gefunden habe, dann sollte es dieser sein: https://ms-my.facebook.com/people/Fotogroomer-Studio-strzy%C5%BCenie-ps%C3%B3w-Fotografia-zwierz%C4%85t-i-ludzi-/100063864600234/
Kurz nachdem Yeliza den Zug verlassen hatte, kamen wir im litauischen Mockava an. Damit habe ich in weniger als 24 Stunden das dritte Land bereist. Am Bahnhof in Mockava kam nun auch aus der anderen Richtung ein litauischer Zug. Die Passagiere, welche mehrheitlich Touristen waren tauschten die Züge und weiter ging es für uns nach Vilnius mit nun bereits einer Stunde Zeitverschiebung wie wir überrascht feststellten.
In Vilnius haben wir das von Susann gebuchte Hotel bezogen und dann einen Bummel durch die wirklich sehr schöne Innenstadt gemacht. Nette Gassen, schöne Häuser, imposante Bauwerke und jede Menge liebevoll gestaltete Restaurants und Gaststätten gab es hier zu bestaunen. Auch hier sollte man sicherlich mal etwas mehr Zeit verbringen. Dann schaff ich es vielleicht auch mal in einem Laden ein Bier zu erstehen, dass darf man hier nämlich nur zu bestimmten Uhrzeiten. Uns zieht es allerdings morgen schon weiter gen Osten. Heute haben wir auch Weißrussland im Abstand von 20km und Russland (Kaliningrad) im Abstand von 50km passiert. Die Zuglinie Kaliningrad - Vilnius – Minisk – Moskau hatten wir auch in betracht gezogen. Menschen aus der EU erhalten für Weißrussland aktuell aber kein Visum.